Ottawa und das benachbarte Gatineau beherbergen eine Reihe wirklich beeindruckender Museen. Hier sind ein paar Eindrücke von meinem Wochenende in der Hauptstadt.
Auf dem Weg zur Nationalgalerie erhaschte ich im Major's Hill Park neben einigen Denkmälern auch einen schönen Blick auf auf den Parliament Hill und den Ottawa River. Danach ging es
weiter zur Nationalgalerie, die dank der markanten Glaskuppel am Ende des Gebäudes schon von weitem zu sehen ist.
Drinnen gibt es mehrere Ausstellungen, die von klassischen Gemälden und Plastiken über moderne Installationen bis zu Kunstwerken der Ureinwohner viel Sehenswertes bereithalten.
Es gibt auch eine Fotografie-Ausstellung und sogar einen Bereich wo kleine Besucher malen lernen können. Dank Computertechnik geht das Farbenmischen ganz ohne Sauerei, und der digitale Pinsel kleckst auch nicht.
Neben der Nationalgalerie findet man noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten. Gleich auf der anderen Strassenseite liegt eine hübsche Kirche, und nur ein paar Schritte weiter ist die
kanadische Münze. Dort wird heute kein kanadisches Kleingeld mehr hergestellt (das macht die Zweigstelle in Winnipeg), sondern Kunst- und Sonderprägungen für Sammler, Investoren und besondere Ereignisse (z.B. die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für die Olympiade in Vancouver, oder Orden für verdiente Soldaten der kanadischen Armee).
Bei einem Rundgang durch die Münze erfährt man viel Interessantes über die Arbeit mit Gold und Silber, sieht die Maschinen und natürlich jede Menge Beispiele für die Arbeit der Münze. Im kleinen Verkaufsraum kann man auch die eine oder andere glänzende Kostbarkeit als Souvenir erwerben.
Von Ottawas Innenstadt aus gelangt man über die Alexandra Bridge schnell nach Gatineau. Die Brücke beginnt quasi neben der Nationalgalerie und wird eifrig von Radfahrern, Joggern und
Spaziergängern genutzt.
Autos können die Brücke auch befahren, allerdings war bei meinem Besuch eine Richtungsfahrbahn wegen einer Veranstaltung gesperrt. Ich war aber zu Fuss unterwegs, und überquerte die Brücke nach einigen Rundblicken und Fotostopps in etwa 10 Minuten.
Ist man dann auf der anderen Seite des Ottawa River angekommen, ob nun für einen Museums- oder Casino-Besuch in Gatineau oder einen Ausflug in den ebenso grossen wie beliebten Gatineau-Park, dann befindet man sich übrigens in der Provinz Quebec.
Anlass meines Besuches in Gatineau war das Museum für Geschichte (früher auch bekannt als "Museum of Civilization"). Dort gibt es auf mehreren Etagen viel zu entdecken. Ich begann mit
dem Children's Museum, wo quasi eine Kleinstadt und ein paar markante Sehenswürdigkeiten im Kindermassstab nachgebildet wurden. So können die Kleinen spielend nahe und ferne Welten erfahren.
In der Grand Hall geht es dann um das Leben und die Kultur der Ureinwohner. Besonderes Augenmerk gilt den Küstenbewohnern im Westen, aber auch die Prärieindianer, Ackerbauern, Jäger und Fischer im Osten kommen nicht zu kurz.
In der oberen Etage des Museums geht es um die kanadische Geschichte seit der Ankunft der Europäer: Die Erschliessung des Landes, die Gründung der Föderation, den Eisenbahnbau etc.
Weitere wichtige Kapitel der kanadischen Geschichte werden im Kriegsmuseum beleuchtet. Ein paar Schritte ausserhalb des Stadtzentrums befindet sich nahe der Portage Bridge das Museum,
das von aussen an einen Bunker erinnert.
Nun ist ein Kriegsmuseum nicht unbedingt die erste Attraktion, die man als Reisender auf dem Zettel hat. Empfehlen will ich das Museum in Ottawa aber gerade deshalb.
Es zeigt nämlich nicht nur eine Vielzahl an historischen und modernen Waffen und Fahrzeugen, sondern beleuchtet Kanadas Rolle in vielen historischen Konflikten.
Wie hätte England wohl den Zweiten Weltkrieg durchgestanden ohne die kanadischen Matrosen in den Versorgungskonvoys, oder die sage und schreibe 131500 (!!!) alliierten Piloten und Flugzeugbesatzungen, die in Kanada ausgebildet wurden? Gäbe es Kanada heute überhaupt, wenn nicht 1812-1815 kanadische Indianer und britische Truppen gemeinsam den U.S. amerikanischen Invasionstruppen eine blutige Nase verpasst hätten?
Sehr gefallen hat mir auch, dass das Museum eine Sektion hat, in der es um das Gedenken an sich geht. Da können die Besucher Rückmeldung geben, welche Art von Gedenken sie für angemessen halten, und wie ein Denkmal aussehen sollte, damit es Menschen von heute berührt. In dieser Abteilung kann man auch sehen, wie sich Beileidsbriefe und Todesmeldungen über die Jahrhunderte verändert haben. Spätestens wenn man das auf sich wirken lässt, ist man von sinnfreien Kriegsgelüsten gründlich geheilt.
Eine weitere Besonderheit während des Ottawa-Besuchs war diesmal die Unterkunft. Ich übernachtete in einer Jugendherberge, die in einem ehemaligen Gefängnis untergebracht ist.
Jetzt kann ich also sagen, dass ich ein Wochenende im Gefängnis verbracht habe.
Jugendherbergen sind bei der Reiseplanung eine kostengünstige Option. Man muss sich halt nur bewusst sein, dass man vom Zimmer über die Waschräume bis zu den Toiletten alles mit anderen Gästen teilt.
Die Ottawa-Herberge besticht mit perfekter Lage nahe dem Stadtzentrum, gleich um die Ecke vom ByWard Market.
In Erinnerung bleibt mir aber auch jener filmreife Moment, als beim Duschen der Kaltwasser-Knopf abfiel und ich mich beinahe verbrüte. Dass ich in meiner Not letztlich mitsamt Duschvorhang ins Freie sprang, erhöhte zweifellos den künstlerischen Gesamteindruck meiner Darbietung. Ganz. Grosses. Kino.
Insgesamt waren die Tage in Ottawa aber dennoch toll. Auch mit dem Wetter hatte ich grosses Glück. Ursprünglich waren vier Tage mit bedecktem Himmel und Regenschauern angekündigt.
Ich habe mich von der Prognose nicht abschrecken lassen, bin trotzdem losgezogen und habe halt trotz Sonnenschein meine Regenjacke eingepackt.
Tatsächlich geregnet hat es dann über das gesamte Wochenende nur zweimal kurz und heftig. Als es in der Innenstadt schüttete, habe ich mich einfach in einem Einkaufszentrum untergestellt.
Als direkt vor dem abendlichen Feuerwerk auf dem Ottawa-River Platzregen einsetzte, konnte ich einfach locker meine Regenjacke überziehen. Manchmal ist es gut, wenn man vorbereitet ist.
Fazit: Einen Besuch in Ottawa kann ich wärmstens empfehlen, und drei Tage reichen völlig aus.
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