Di
02
Aug
2016
Am Montag morgen bin ich von meiner Reise durch Neufundland zurückgekommen. Es war einfach grossartig. Das Sichten der Urlaubsbilder wird zwar noch eine Weile brauchen, aber ich sende heute trotzdem schon mal ein erstes Lebenszeichen.
Meine Reise begann in der kleinen Ortschaft Deer Lake im Westen Neufundlands. Von dort aus ging es mit dem Mietwagen für ein paar Tage in den Gros Morne National Park.Dieses riesige
Naturschutzgebiet ist übrigens auch eine international berühmte Fundgrube für Geologen und gehört deshalb zum Weltkulturerbe.
Von Gros Morne aus fuhr ich dann auf dem Trans Canada Highway Richtung Osten zur Notre Dame Bay. Dort besuchte ich die Ortschaft Twillingate und natürlich Fogo Island, wo in letzter Zeit immer wieder Prominente Urlaub machen.
Danach sammelte ich Eindrücke entlang der Ostküste Neufundlands, besuchte auf dem Weg nach St. John's den Terra Nova Nationalpark, malerische kleine Orte an der Trinity Bay und
historische Orte an der Placentia Bay und in St. John's. Meinen ersten kanadischen Wal sah ich in der Conception Bay, bevor der Urlaub mit dem legendären George Street Festival in St. John's ausklang.
Mit dem Wetter hatte ich insgesamt Glück: Nach verregneten Tagen im Gros Morne Nationalpark gab es für den Rest der Reise strahlenden Sonnenschein. Mit 28°C war es in der letzten Juli-Woche sogar aussergewöhnlich warm.
Also kein Grund zur Klage. Mit Regen und Nebel muss man an der Küste immer rechnen, und das Regenwetter passte ausserdem bestens zur rauhen Landschaft im Westen der Insel.
Je rauher aber die Landschaft, umso herzlicher die Menschen. Bei einigen Gelegenheiten durfte ich die legendäre Freundlichkeit und den Humor der Neufundländer erfahren. Auch der irrwitzige Akzent der Insulaner ist ein Erlebnis für sich. Aber keine Sorge: Wenn der Besucher nur jeden zweiten Satz verstanden hat, erklärt der tiefenentspannte Newfie gerne noch mal kurz "auf Festländisch", worum es gerade ging.
Erstes Fazit: Ich hatte unglaublich viel Spass und habe die zwei Wochen echt genossen. Ich habe tolle Menschen getroffen, tolle Landschaft und Natur erlebt. Was will man mehr: Ich habe an einem der Enden der Welt gestanden und bin auf dem Erdmantel gelaufen. Und obendrauf gab es noch Kunst, Geschichte und Architektur.
Neugierig geworden? Sehr gut, denn in den nächsten Blog-Beiträgen gibt es mehr zu den einzelnen Stationen der Reise.
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Urlaubsplanung, Aktivitäten und Erfahrungen
Sa
06
Aug
2016
Ein echtes Hightlight gleich zu Beginn meiner diesjährigen Tour durch Neufundland war zweifellos der grandiose Gros Morne National Park. Hier sind meine Eindrücke.
Dass im Westen Neufundlands die Uhren anders gehen, bemerkte ich direkt nach der Abholung des Mietwagens. Die örtliche Filiale der "Super"-Marktkette Foodland erinnerte mich mit ihrem
nüchternen Charme, der spärlichen Produktpalette und der fehlenden Auswahl deutlich daran, dass ich mich nicht mehr in der Grossstadt befand.
Mit dem nötigsten eindecken konnte ich mich aber trotzdem, und so ging es dann durch den schier endlosen Wald Richtung Gros Morne, die zweite Hälfte des Weges auf und ab entlang der East Arm Bucht.
Schroffe Felsen, Wasser und Bäume, so weit das Auge reicht - im Zentrum des Parks bestimmen die Farben Grün und Grau die Szenerie. Es gibt zahlreiche Wanderwege, darunter auch die 16km lange Schleife auf den Gros Morne Berg, von dem aus man majestätisch in den Fjord des nahen Ten Mile Pond blicken kann. Die Wanderwege sollte man aber nur mit vernünftiger Regenschutzbekleidung in Angriff nehmen. Der scharfe Wind treibt Wolkenfetzen mit grosser Geschwindigkeit über die Berge und durch die Täler. Nach einer Weile kann man dann schon abschätzen: "In drei Minuten gibt es einen kurzen, heftigen Regenschauer, aber nach scheint für fünf Minuten die Sonne."
Im südlichen Teil des Parks befinden sich die Tablelands, eine Kette scheinbar gelber Berge. Hier haben die Naturkräfte in der Eiszeit soviel Material abgeschabt, dass Teile des Erdmantels
freigelegt wurden. Die Oberfläche enthält kaum Nährstoffe und hat stellenweise auch toxische Elemente, so dass sich auf den Tablelands nur wenig Vegetation hält.
Da ich schon vier Monate vor dem Urlaub in der Umgebung der Tablelands keine Unterkunft mehr gefunden hatte, musste ich vom zentralen Rocky Harbour aus dorthin gelangen.
Die Fähre über die Bonne Bay legt leider nur dreimal täglich ab und nimmt auch keine Autos mit. So musste ich um die gesamte Bucht herumfahren, und aus 3km Fährstrecke wurden 75km Autofahrt (einfache Strecke).
Gelohnt hat sich der Besuch aber trotzdem. Stellenweise kam ich mir vor, als würde ich auf dem Mars wandern.
Abgesehen von den Tablelands hat der südliche Teil des Gros Morne NP auch noch Wanderwege um den grossen Trout River Pond zu bieten. Die Fischergemeinde Trout River fand ich persönlich nicht übermässig inspirierend, aber die kleine Gemeinde Woody Point rund um die Fähranlegestelle hat entlang der kleinen Hauptstrasse ein, zwei Lokale, in denen man sich stärken kann. Zusätzlich bietet "Downtown" Woody Point in der selben Strasse noch zwei kleine Souvenir-Geschäfte und eine Fischfabrik. Mahlzeit!
Im nördlichen Teil des Parks liegt mit dem Western Brook Pond der grösste Fjord des Nationalparks. Eine Bootsfahrt durch diesen Fjord dauert zwei Stunden und ist ein ebenso windiges wie unvergessliches Erlebnis.
Am besten reserviert man beim Veranstalter am Vortage einen Platz auf dem Boot, entweder telefonisch oder persönlich an deren Kiosk in Rocky Harbour (in der Lobby des Ocean View Hotels).
Bevor man aber den Fjord geniessen kann, heisst es erst einmal Wandern: Die Bootsanlegestelle ist nämlich 3km von der Strasse entfernt und nur zu Fuss erreichbar, aber davon sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen: Die Bootstour ist es wert.
Am entlegenen Ende des Fjords befindet sich übrigens ein kleiner Anlegepunkt, von wo aus die hart gesottenen Wanderer ins Hinterland des Parks aufbrechen. Auf ein solches Abenteuer
sollte man sich jedoch nur in Gruppen und mit vernünftiger Ausrüstung einlassen. Ohne Karte, Kompass und Vorräte für mehrere Tage (!) geht da gar nichts.
Mein Reiseplan war an jenem Tag jedoch deutlich komfortabler ausgelegt. Ich fuhr nach der Fjord-Tour weiter nach Norden und übernachtete in einen B&B in der Gemeinde Cow Head. Ja, die ist genauso gross und idyllisch, wie der Name vermuten lässt.
Als ich feststellte, dass nur zwei Häuser neben meiner Unterkunft ein kleines Theater ist, besorgte ich mir doch gleich eine Karte für den Abend. So konnte ich gleich noch ein paar "Kulturpunkte" einheimsen. Das Theaterstück drehte sich um die Erlebnisse der neufundländischen Lehrerin Frances Cluett, die während des ersten Weltkrieges als freiwillige Krankenpflegerin in einem Feldlazarett in Frankreich arbeitete. Eine beeindruckende Geschichte, teilweise schwere Kost, aber zweifellos toll gespielt von der Hauptdarstellerin.
Nach einer geruhsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück hiess es dann Abschied nehmen vom Gros Morne Nationalpark, denn mein Weg führte mich nun Richtung Notre Dame Bay mit Highlights wie Twillingate, Fogo Island und Brimstone Head.
Und genau darum geht es dann im nächsten Beitrag.
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Do
11
Aug
2016
Spätestens seit Hollywood-Grössen und Polit-Prominente auf Fogo Island Urlaub machen, ist die entlegene kleine Insel im Nordosten Neufundlands ein Geheimtipp. Mit dem Brimstone Head hat die Insel eine beeindruckende Besucherattraktion, aber auch sonst gibt es viel zu sehen.
Dass in diesem Jahr unter anderem Gwyneth Paltrow und Premier Justin Trudeau auf Fogo Island Urlaub gemacht haben, nahmen die Insulaner sicher gerne zur Kenntnis. Die Publicity
können sie für das Tourismus-Geschäft gut gebrauchen. Kehrseite der Medaille ist,
dass "normalsterbliche" Urlauber im Sommer kaum noch eine erschwingliche Unterkunft auf der Insel finden. Das ging mir ähnlich, und so buchte ich stattdessen für zwei Tage eine Airbnb-Unterkunft auf der verschlafenen Nachbarinsel Change Island.
Wer totale Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist dort genau richtig. Und wer nach Fogo Island will, der setzt einfach morgens mit der Autofähre über, sofern die denn fährt. Die ständigen Probleme der neuen Fähre sind für die Inselbewohner nämlich derart selbstverständlich, dass sie positiv überrascht sind, wenn die Fähre denn mal pünktlich fährt. Ich hatte aber Glück, kam gut an und genoss meine Zeit auf der Insel sehr.
Nach einer angenehmen Nacht am ruhigen Nordende von Change Island stellte ich mich dann gleich morgens für die Fähre nach Fogo Island an. Nach kurzer Überfahrt ging es dann mit dem
Mietwagen Richtung Brimstone Head. Der Felsen liegt im Nordwesten der Insel vor den Toren der Gemeinde Fogo.
Dass die Erde tatsächlich eine Scheibe ist, konnten die Vertreter der Flat Earth Society wohl noch nicht schlüssig nachweisen. Aber zumindest haben sie ausgerechnet, dass sich eines der Enden (ihrer) Welt am imposanten Brimstone Head befindet.
Wie dem auch sei, der Aufstieg lohnt sich. Die Aussicht ist grandios, aber: Festhalten nicht vergessen! Der Wind ist heftig. Ob des felsigen Untergrundes ist festes Schuhwerk angebracht, damit kommt man heil hoch und kann mit etwas Glück von der Plattform am Steilufer sogar einen Eisberg oder Wal erspähen.
Neben der tollen Landschaft gibt es auf Fogo Island auch noch eine selbstgemachte Attraktion. Auf der Insel verteilt stehen mehrere futuristisch anmutende Ateliers mitten in der Landschaft.
Fogo lädt Künstler aller erdenklichen Genres ein, dort eine Weile zu wohnen und zu arbeiten. Die Luftveränderung und die tolle Aussicht helfen bestimmt bei der Inspiration.
Finanziert wird der ganze Spass mit Einnahmen aus dem Exklusiv-Hotel Fogo Island Inn, das vom selben Architekten-Team entworfen wurde wie die "Studios".
Wer im Hotel übernachten möchte, ist mit einem vierstelligen Betrag am Start. Pro Nacht. Dafür geniesst man tolle Aussicht, und trifft beim Frühstück vielleicht einen Oscar-Preisträger oder Mäzen. Weil die Studios teilweise abseits des Weges liegen, muss man nach denen manchmal etwas suchen. Aber das hat mich als Geocacher vielleicht sogar extra gereizt. Auf alle Fälle kann man sagen: Wo man auch hinschaut, auf Fogo Island gibt es immer etwas Interessantes zu sehen.
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So
14
Aug
2016
In der Notre Dame Bay im Norden Neufundlands findet man eine Vielzahl hübscher, kleiner Inseln. Wer zur rechten Zeit hier ist, kann hier Wale und Eisberge gleichzeitig beobachten.
Auf dem Weg vom Gros Morne National Park zur Insel Fogo besuchte ich diesen Sommer auch die kleine Gemeinde Twillingate. Auf dem Weg dorthin durchquert man viele der kleinen Inseln
der Notre Dame Bay. Dass man eine neue Insel erreicht, merkt man vor allem, wenn man mit dem Auto nur knapp über dem Wasser auf einer der Dammstrassen fährt, die die Inseln miteinander verbinden.
Twillingate liegt besonders dicht an der Meeresströmung, die entlang der Nord- und Ostküste Neufundlands vorherrscht. Dieser Küstenabschnitt wird auch gerne "Eisberg-Allee" genannt. Manchmal driften sogar noch im Juli Eisberge so dicht an Twillingate vorbei, dass man sie von der Steilküste aus oder natürlich bei einer Bootstour sehen kann. Die Meeresströmung transportiert aber auch Nahrung für Wale, die im Sommer auf dem Weg nach Norden hier vorbeikommen. Mit etwas Glück kann man daher in Twillingate Wale und Eisberge sogar gleichzeitig beobachten.
Bevor man Twillingate erreicht, stösst man vor den Toren des Ortes bereits auf das kleine Fischereimuseum Prime Berth. Für $10 Eintritt kann man sich im Haupthaus interessante
Exponate zur Historie des Fischfangs in Neufundland ansehen.
Am Wasser geben dann mehrere Schuppen einen Eindruck von den unterschiedlichen Arbeitsschritten der Fischerei. Vom Bootssteg des Museums gehen übrigens auch Whalewatching-Touren ab, falls man dies auf der Wunschliste hat.
Nahe des Ortsausgangs von Twillinggate liegt das kleine Heimatmuseum, das im ehemaligen Pfarrhaus untergebracht ist. Der Eintritt ist frei, und der Besucher lernt hier vieles über das Leben in der Region. Besonders interessant fand ich die bewegte Lebensgeschichte der "Nachtigall des Nordens". Die Sängerin Georgina Ann Stirling brachte es in den 1890er Jahren aus dem verschlafenen Fischerdorf Twillingate bis an die Mailänder Scala!
Hinter Twillingate findet man die Gemeine Crow Head. Dort stehen die Wohnhäuser zum Teil direkt an den Klippen der Steilküste. Die Strasse schlängelt sich noch für wenige Kilometer
bergauf Richtung Long Point. Dort steht nahe der beeindruckenden Steilküste der Leuchtturm der Insel.
Hier gibt es einen grandiosen Aussichtspunkt mit grossem Parkplatz. Von dort geht auch ein Wanderweg ab, auf dem man die Küste näher erkunden kann.
Die Aussicht von der Steilküste ist wirklich toll. Für mich gab es leider keine Eisberge zu sehen, aber ein Erlebnis war der Besuch trotzdem. Und da ich in der Nähe noch einen Geocache gefunden habe, gab es zu der herrlichen Aussicht noch ein kleines Erfolgserlebnis obendrauf. Ein schöner Urlaubstag.
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Urlaubsplanung, Aktivitäten und Erfahrungen
So
21
Aug
2016
Nach Gros Morne ist Terra Nova der zweite grosse Nationalpark auf Neufundland. Neben Wasser und Wildnis findet man in der Region aber auch noch einige sehenswerte, kleine Dörfer.
Nach meinem Besuch auf Fogo Island führte mich meine Tour im Uhrzeigersinn weiter die Küste entlang. Ziel der Fahrt war mein Bed&Breakfast in Glovertown vor den Toren des Terra Nova
Nationalparks.Der direkte Weg über Gander wäre deutlich schneller gewesen, aber ich freute mich auf eine Fahrt auf einer Küstenstrasse mit eventuellem Zwischenstopp in einem Provincial Park.
Der Streckenabschnitt aus den Strassen 330 & 320 bot auch den einen oder anderen schönen Meerblick, blieb aber insgesamt hinter meinen Erwartungen zurück.
Ganz im Gegensatz zur Umgebung von Glovertown: Hier gab es viele schöne Fotomotive, insbesondere auf dem Weg zur entlegenen kleinen Siedlung Salvage. Nachhdem ich dort tolle Eindrücke aufgesogen hatte, ging es zum B&B für eine erholsame Nacht vor einem langen Tag im Nationalpark.
Der Gros Morne Nationalpark im Westen Neufundlands bot ja schon jede Menge Bäume. Terra Nova ist im Vergleich dazu geradezu überwuchert. Obwohl der Trans Canada Highway quer
durch den Park führt, sind viele Bereiche dichte Wildnis und daher schwer zugänglich.
Fokus des Parks ist der Schutz von Tieren, die am, im oder vom Wasser leben, darunter auch Seevögel und Meerestiere. Was sich da eigentlich so alles unter der Wasseroberfläche tummelt, erfährt man im Besucherzentrum. Dort können nämlich grosse und kleine Naturforscher in einem Schauaquarium auf Tuchfühlung mit heimischen Fischen und Krebsen gehen.
Ich nutzte das Angebot der Wildhüter und nahm an einer geführten Wanderung auf den Spuren des kanadischen Wappentieres teil. Es war schon beeindruckend zu sehen, welche Spuren eine Biberfamilie beim "Hausbau" selbst in der Wildnis hinterlässt.
Neben toller Natur findet man in Neufundland auch an jeder Ecke filmreife Ortsnamen: Von "Cow Head" über "Random Island", "Come by Chance" bis "Heart's Content." Die kleine Hafensiedlung
Happy Adventure ("Glückliches Abenteuer") fügt sich in diese Reihe nahtlos ein.
Ein Besuch in Happy Adventure lohnt aber nicht nur wegen des lustigen Namens. Zum einen hat die kleine Ortschaft rund um den Fischereihafen das eine oder andere Fotomotiv zu bieten, so dass man auf dem Weg von oder nach Salvage hier ruhig einen kurzen Halt einplanen sollte.
Zum anderen beherbergt Happy Adventure einen inzwischen gar nicht mehr so geheimen kulinarischen Geheimtipp. In dem kleinen Hotel mit dem schlichten Namen "The Inn at Happy Adventure" findet man eines der besten Fischrestaurants an der Ostküste Neufundlands. Und wenn einen in Happy Adventure die Abenteuerlust packt, kann man durchaus mal eine Portion "Cod Tounges" probieren.
Diese Spezialität aus gebratenen Fischkiemen (?) war mir von Arbeitskollegen wärmstens empfohlen worden und erwies sich als etwas gewöhnungsbedürftig, aber schmackhaft. Als Dessert rundete eine Variation aus Käsekuchen die Mahlzeit ab. Wegen der Kalorien muss man sich nun wirklich keine Sorgen machen, die verbrennt man locker beim Wandern oder Paddeln im Nationalpark.
Nach zwei Tagen in der Region ging es für mich weiter die Küste entlang auf dem Weg nach St. John's. Und darum geht es dann im nächsten Beitrag.
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Sa
27
Aug
2016
Meine ersten beiden Stationen auf der Avalon-Halbinsel waren die Ortschaft Placentia mit der alten französischen Festungsruine und natürlich das Seevogel-Schutzgebiet Cape St. Mary's.
Bei meinem Besuch in Glovertown wurde mir ein Abstecher nach Trinity wärmstens empfohlen, und so nahm ich auf dem Weg nach Süden 100 Kilometer Umweg über die Bonavista-Halbinsel
in Kauf. Am östlichen Ende der Halbinsel gibt es Sehenswertes für Hobby-Historiker und Vogelfreunde. Bis dorthin schaffte ich es diesmal allerdings nicht und begnügte mich mit einem Besuch in der verträumten Kleinstadt Trinity.
In dieser Siedlung fühlt man sich in eine englische Ortschaft aus den 1850er Jahren versetzt. Man kann zwischen den Häusern spazieren und erwartet quasi jederzeit, dass eine Kutsche um die Ecke biegt.
Als dann auch noch Nebel einsetzte, war die englische Illusion perfekt. Wer also auf dem Weg zu den Vogelfelsen am Ostende der Halbinsel ohnehin an Trinity vorbeikommt, sollte dort ruhig einen Zwischenstopp einlegen.
Das Thema Nebel begleitete mich auch auf dem nächsten Abschnitt der Reise. Mein Bett für die Nacht stand in einem Bed & Breakfast in Placentia an der gleichnamigen Bucht. Auf dem Weg
durchquerte ich dichten Wald, und als endlich das Wasser in Sicht kam, war gerade noch Zeit für ein paar Schnappschüsse, bevor dichter Küstennebel aufzog.
Mit Nebel muss man an der Küste zwar immer rechnen, in Placentia trug er aber auch ein wenig zum tristen Gesamteindruck bei. Die Ortschaft ist sauber und aufgeräumt, aber dort ist halt wenig los.
Mein B&B war diesmal auch nicht so toll: Obwohl das Zimmer sauber und das Bad modern eingerichtet war, wollte keine wohlige Stimmung aufkommen. Wenig Platz und nur schummriges Licht - das schuf im Zimmer eher die Atmosphäre einer Abstellkammer.
Anlass meines Besuches in Placentia war die Festungsanlage Castle Hill auf den Klippen oberhalb der Stadt. Die stammt aus der Zeit, als England und Frankreich um die Vorherrschaft in
der neuen Welt stritten. Für grosse militärische Operationen mangelte es damals beiden schlicht an Nachschub, denn Kriegsmaterial und Soldaten mussten ja immer erst aus Europa herangeschafft werden.
So kamen die Franzosen auf die Idee, an der fischreichen Placentia Bay einen Aussenposten zu installieren. Fischerei war damals ein lukratives Geschäft, und das heutige Placentia bot ausserdem einen steinigen Strand, wo man den Fisch schnell und einfach trocknen konnte, damit er auf dem Transport nach Europa nicht verfaulte.
Dieser Standortvorteil sprach sich herum und lockte bald Saisonarbeiter aus Frankreich an, von denen sich einige hier niederliessen. Und so begann die Besiedlung dieser Region Neufundlands.
Unweit von Placentia befindet sich am Cape St. Mary's ein sehenswertes kleines Vogelschutzgebiet. Der Weg dorthin ist aber ein Abenteuer für sich: Die Landstrasse #100 kann
man locker in die Hitliste der schlechtesten Strassen Kanadas aufnehmen. Da kurvt man kilometerlang um fussballgrosse und -tiefe Schlaglöcher, bevor man ein Schild "Vorsicht Schlaglöcher" passiert, und man weiss: Gleich wird's RICHTIG übel...
Angesichts dichten Nebels mit Sichtweiten unterhalb von 50 Metern fragte ich mich schon, ob man im Vogelschutzgebiet überhaupt etwas sehen würde. Diese Sorge nahmen mir die Wildhüter sofort. Klar kämen die Felsen und die Brandung bei Sonnenschein besser rüber, aber der Nebel sei auch kein Problem, weil man so dicht an die Seevögel-Kolonie heran käme. Uns so war es auch: Bis auf geschätzte 10 Meter kommt man stellenweise an die lautstarken Tölpel heran. Die Vögel stört das aber überhaupt nicht, die scheinen genau zu wissen, dass sie auf den Felsen
sicher sind. An Land wirken die Tölpel recht unbeholfen (daher auch der Name), aber bei starkem Wind erweisen sie sich als geschickte Flieger, die sich aus grosser Höhe zielsicher ins Meer stürzen, um bis zu 25 Meter unter der Wasseroberfläche Fische zu erjagen.
Die Vögel dabei zu beobachten, ist wirklich faszinierend. Da merkt man gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Ich verbrachte einen tollen Vormittag im Reservat, bevor ich mich auf den Weg nach Heart's Content machte.
Dort fand gerade eine Feierstunde statt, und darum geht es dann im nächsten Beitrag.
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Sa
17
Sep
2016
Heart's Delight, Heart's Desire, Heart's Content: Die Avalon-Halbinsel ist nicht nur wegen der klangvollen Ortsnamen einen Besuch wert. Neben toller Landschaft gibt es auch jede Menge Geschichte zu sehen und zu erleben.
Nach meinem Besuch im Vogelschutzgebiet Cape St. Mary's Ecological Reserve führte mich mein Weg entlang der Nordostküste der Avalon-Halbinsel. Dort liegen Küstendörfer mit so idyllischen Namen wie Heart's Delight und Heart's Desire. Ziel meiner Fahrt war das verschlafene
Heart's Content, wo gerade ein Meilenstein der modernen Kommunikation gefeiert wurde. Im Juli 1866 wurde nämlich genau hier das Telegraphen-Kabel an Land gebracht, das über Jahrzehnte Europa und Nordamerika verbinden sollte.
Aktuelle Nachrichten, Börsenkurse, Wetterberichte von der anderen Seite des Atlantik: Alle wichtigen Informationen zwischen New York und London flossen durch die kleine Kabelstation in Heart's Content. Weil aber trotz guter Bezahlung kaum Mitarbeiter nach Neufundland ziehen
wollten, musste die amerikanische Betreiber-Gesellschaft in den 1860er Jahren immer mehr neufundländische Frauen als Telegrafisten einstellen - zum gleichen Gehalt wie Männer. Der Fachkräftebedarf war in der ständig wachsenden Firma bald so gross, dass Frauen auch genauso schnell aufsteigen konnten wie Männer. Dadurch wurde Heart's Content vor 150 Jahren nicht nur zum Nabel der Welt in Sachen Telekommunikation, sondern setzte auch beim Thema Gleichberechtigung ein erstes Ausrufezeichen in Nordamerika.
Bei meinem Eintreffen im Ort habe ich genau den richtigen Zeitpunkt der Feierstunde abgepasst: Die Reden waren geschwungen, und die Torte wurde angeschnitten. Die bestand aus einer tollen essbaren Nachbildung der Kabelstation. Aus unerfindlichen Gründen wollte zunächst niemand ein Stück vom Dach, aber zum Glück hatten sie ja mich: Bei Schoko-Waffeln bin ich schliesslich sofort zur Stelle. Man hilft halt, wo man kann.
Eine knappe halbe Stunde Autofahrt durchs Landesinnere brachte mich dann an die nächste Bucht, Conception Bay. Dort übernachtete ich in einem B&B in der Ortschaft Salmon Cove.
Im Gegensatz zur Erfahrung in Placentia übertraf die Unterkunft diesmal alle Erwartungen. Die Gastgeberin war freundlich und hatte hilfreiche Ausflugstipps für die Umgebung parat, das Zimmer war liebevoll eingerichtet, und das Bed & Breakfast selbst lag traumhaft schön auf einer Anhöhe oberhalb der Bucht.
Zum Abendessen fuhr ich in die nahe Kleinstadt Carbonear, aber pünktlich zum Sonnenuntergang ging es wieder zurück zur Unterkunft mit der tollen Aussicht.
Und was soll ich sagen: Als ich gemeinsam mit anderen Gästen auf der B&B-Veranda sass, konnte ich doch tatsächlich unten in der Bucht meinen ersten kanadischen Wal erspähen.Ja, so lasse ich mir Whale watching gefallen: Bequem im Liegestuhl mit einem Bier in der Hand.
An der Conception Bay liegt mit Brigus eine weitere malerische kleine Stadt, die ähnlich wie Trinity an eine englische Siedlung des 19. Jahrhunderts erinnert. Ich hatte diesmal einen
Regentag erwischt, so dass der Rundgang ebenso einsam wie feucht ausfiel.
Auf dem Weg nach St. John's war Witless Bay meine nächste Station. Dort gibt es ein grosses Naturschutzgebiet, und mehrere Firmen bieten Whale watching und andere Bootstouren an.
Als ich dort ankam, herrschte mal wieder so dichter Nebel, dass von der Landschaft kaum etwas zu sehen war. Das war ein wenig schade, aber ich konnte mich ja damit trösten, dass ich beim Thema Walbeobachtung bereits ein Erfolgserlebnis vorzuweisen hatte. Und den einen oder anderen Seevogel hatte ich ja in Cape St. Mary's Ecological Reserve auch gesehen. Und so fuhr ich denn gar nicht so schweren Herzens weiter nach St. John's.
Und darum geht es dann demnächst in diesem Blog.
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Fr
07
Okt
2016
Krönender Abschluss meiner Tour durch Neufundland waren vier grossartige Tage in der Hauptstadt St. John's, wo auch gerade das legendäre George Street Festival stattfand. Hier ist mein Bericht.
Die letzte Station meiner Tour durch Neufundland war St. John's. Meinen ersten Fotostop erledigte ich bei meinem unfreiwilligen Abstecher in den Hafen - ich hatte mich nämlich verfahren. Vom Hafen aus hatte ich einen schönen Blick auf Fischerboote und die "Skyline" von
St. John's. Die Stadt wirkt klein, bunt, und ist ziemlich hügelig.
Dank der kompakten Innenstadt lassen sich viele der Sehenswürdigkeiten gut erlaufen, man geht halt nur immer wieder leicht bergauf und bergab, was sich, je nach Fitness, dann am Abend bemerkbar macht.
Markant sind in St. John's die zahlreichen Wohnhäuser in knalligen Farben. Die findet man in vielen Strassen rund um die Innenstadt. Ich übernachtete diesmal in einem netten Airbnb wenige Schritte vom Stadtkern entfernt, und so konnte ich alles bequem erkunden. Nach einem Besuch bei der St. John's Basilica, die weithin sichtbar über der Stadt thront, fand ich das nächste Highlight gleich nebenan.
Direkt neben der St. John's Basilica befindet sich nämlich Neufundlands Kunstgalerie und Provinzmuseum mit dem schlichten Namen "The Rooms" (Die Zimmer). Schon die interessante Architektur des Gebäudes verknüpft sichtbar Tradition und Moderne. Die Exponate sind in den
Seitenflügeln untergebracht und drehen sich um neufundländische und kanadische Geschichte.
Eine Sonderausstellung war jenem tragischen Juli-Tag vor 100 Jahren gewidmet, an dem sich das neufundländische Infanterieregiment im ersten Weltkrieg mit einem unvorstellbaren Blutzoll den Ehrentitel "Royal" verdiente.
Die wenigen Überlebenden kamen damals im Lazarett übrigens in die Fürsorge von Frances Cluett, eben jener Krankenpflegerin, der das Theaterstück gewidmet war, das ich zu Beginn meiner Neufundland-Tour in Cow Head im Gros Morne Nationalpark gesehen hatte. Ein trauriges Stück Geschichte, aber auch hier in St. John's beeindruckend aufgearbeitet. Nicht nur da schloss sich ein Kreis zum Beginn meiner Reise.
Ähnliches lässt sich nämlich auch zum Thema Braukunst sagen: Mein erstes neufundländisches Bier stammte aus der kleinen Brauerei im Dörfchen Quidi Vidi. Und genau
dort machte ich nun Station. Die Ortschaft ist wirklich winzig und platzt durch den sommerlichen Besucheransturm regelmässig aus allen Nähten.
Nicht umsonst werden Besucher gebeten, ausserhalb des Dorfes zu parken. Neben der Brauerei gibt es noch ein Gemeindehaus und das kleine Mallard Cottage, das aus den 1750er Jahren stammt und damit als das älteste erhaltene Cottage in Nordamerika gilt.
Hübsch und übersichtlich: Ein paar Bootsanlegestellen gibt es natürlich auch noch, aber einen Rundgang durch das Dorf hat man in 10 Minuten abgeschlossen - wenn man trödelt.
Deutlich mehr Zeit verbringen kann man da an den beiden National Historic Sites in St. John's. Cape Spear ist der östlichste Punkt Nordamerikas und liegt eine kurze Autofahrt ausserhalb der Stadt. Bei meinem ersten Besuch kam ich aus Richtung Witless Bay und konnte vor Nebel
kaum den historischen Leuchtturm erkennen. Da ich aber eine Jahreskarte für die kanadischen Nationalparks habe, bekomme ich auch bei den nationalen Kultur- und Gedenkstätten freien Eintritt.
Und so kam ich einfach zwei Tage später wieder, diesmal bei herrlichem Sonnenschein.
Direkt im Stadtgebiet von St. John's befindet sich der markante Signal Hill, von dem man einen tollen Rundblick auf die Bucht, die Stadt und das Meer hat. Historische Bedeutung hat der Hügel vor allem, weil der italienische Funk-Pionier Marconi auf dem Signal Hill mit Funkwellen experimentierte und dort 1901 das erste transatlantische Funksignal empfing.
Eine besondere Attraktion ist das legendäre George Street Festival, das regelmässig Ende Juli stattfindet. Dabei wird in der Innenstadt die Kneipenstrasse George Street abgesperrt und eine
Woche lang zur Bühne für Open-Air-Konzerte umfunktioniert. Täglich treten mehrere Bands auf, und die Kneipen und Restaurants haben natürlich weiter geöffnet.
Ich war an einem Samstag vor Ort, und da spielten im Laufe des Nachmittags und Abends nicht weniger als sieben Bands?!
Am späten Nachmittag war der Platz vor der Bühne schon prall gefüllt, und bei Einbruch der Dunkelheit war die gesamte George Street eine einzige singende, tanzende (und trinkende) Menschenmenge.
Ich hatte jede Menge Spass, und mit dem Festival auch einen würdigen Abschluss für meine Tour durch Neufundland. Wieder einmal kann ich zusammenfassen: Eine grossartige Erfahrung, und: Diese tolle Insel besuche ich wieder.
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