Krönender Abschluss meiner Tour durch Neufundland waren vier grossartige Tage in der Hauptstadt St. John's, wo auch gerade das legendäre George Street Festival stattfand. Hier ist mein Bericht.
Die letzte Station meiner Tour durch Neufundland war St. John's. Meinen ersten Fotostop erledigte ich bei meinem unfreiwilligen Abstecher in den Hafen - ich hatte mich nämlich verfahren. Vom Hafen aus hatte ich einen schönen Blick auf Fischerboote und die "Skyline" von
St. John's. Die Stadt wirkt klein, bunt, und ist ziemlich hügelig.
Dank der kompakten Innenstadt lassen sich viele der Sehenswürdigkeiten gut erlaufen, man geht halt nur immer wieder leicht bergauf und bergab, was sich, je nach Fitness, dann am Abend bemerkbar macht.
Markant sind in St. John's die zahlreichen Wohnhäuser in knalligen Farben. Die findet man in vielen Strassen rund um die Innenstadt. Ich übernachtete diesmal in einem netten Airbnb wenige Schritte vom Stadtkern entfernt, und so konnte ich alles bequem erkunden. Nach einem Besuch bei der St. John's Basilica, die weithin sichtbar über der Stadt thront, fand ich das nächste Highlight gleich nebenan.
Direkt neben der St. John's Basilica befindet sich nämlich Neufundlands Kunstgalerie und Provinzmuseum mit dem schlichten Namen "The Rooms" (Die Zimmer). Schon die interessante Architektur des Gebäudes verknüpft sichtbar Tradition und Moderne. Die Exponate sind in den
Seitenflügeln untergebracht und drehen sich um neufundländische und kanadische Geschichte.
Eine Sonderausstellung war jenem tragischen Juli-Tag vor 100 Jahren gewidmet, an dem sich das neufundländische Infanterieregiment im ersten Weltkrieg mit einem unvorstellbaren Blutzoll den Ehrentitel "Royal" verdiente.
Die wenigen Überlebenden kamen damals im Lazarett übrigens in die Fürsorge von Frances Cluett, eben jener Krankenpflegerin, der das Theaterstück gewidmet war, das ich zu Beginn meiner Neufundland-Tour in Cow Head im Gros Morne Nationalpark gesehen hatte. Ein trauriges Stück Geschichte, aber auch hier in St. John's beeindruckend aufgearbeitet. Nicht nur da schloss sich ein Kreis zum Beginn meiner Reise.
Ähnliches lässt sich nämlich auch zum Thema Braukunst sagen: Mein erstes neufundländisches Bier stammte aus der kleinen Brauerei im Dörfchen Quidi Vidi. Und genau
dort machte ich nun Station. Die Ortschaft ist wirklich winzig und platzt durch den sommerlichen Besucheransturm regelmässig aus allen Nähten.
Nicht umsonst werden Besucher gebeten, ausserhalb des Dorfes zu parken. Neben der Brauerei gibt es noch ein Gemeindehaus und das kleine Mallard Cottage, das aus den 1750er Jahren stammt und damit als das älteste erhaltene Cottage in Nordamerika gilt.
Hübsch und übersichtlich: Ein paar Bootsanlegestellen gibt es natürlich auch noch, aber einen Rundgang durch das Dorf hat man in 10 Minuten abgeschlossen - wenn man trödelt.
Deutlich mehr Zeit verbringen kann man da an den beiden National Historic Sites in St. John's. Cape Spear ist der östlichste Punkt Nordamerikas und liegt eine kurze Autofahrt ausserhalb der Stadt. Bei meinem ersten Besuch kam ich aus Richtung Witless Bay und konnte vor Nebel
kaum den historischen Leuchtturm erkennen. Da ich aber eine Jahreskarte für die kanadischen Nationalparks habe, bekomme ich auch bei den nationalen Kultur- und Gedenkstätten freien Eintritt.
Und so kam ich einfach zwei Tage später wieder, diesmal bei herrlichem Sonnenschein.
Direkt im Stadtgebiet von St. John's befindet sich der markante Signal Hill, von dem man einen tollen Rundblick auf die Bucht, die Stadt und das Meer hat. Historische Bedeutung hat der Hügel vor allem, weil der italienische Funk-Pionier Marconi auf dem Signal Hill mit Funkwellen experimentierte und dort 1901 das erste transatlantische Funksignal empfing.
Eine besondere Attraktion ist das legendäre George Street Festival, das regelmässig Ende Juli stattfindet. Dabei wird in der Innenstadt die Kneipenstrasse George Street abgesperrt und eine
Woche lang zur Bühne für Open-Air-Konzerte umfunktioniert. Täglich treten mehrere Bands auf, und die Kneipen und Restaurants haben natürlich weiter geöffnet.
Ich war an einem Samstag vor Ort, und da spielten im Laufe des Nachmittags und Abends nicht weniger als sieben Bands?!
Am späten Nachmittag war der Platz vor der Bühne schon prall gefüllt, und bei Einbruch der Dunkelheit war die gesamte George Street eine einzige singende, tanzende (und trinkende) Menschenmenge.
Ich hatte jede Menge Spass, und mit dem Festival auch einen würdigen Abschluss für meine Tour durch Neufundland. Wieder einmal kann ich zusammenfassen: Eine grossartige Erfahrung, und: Diese tolle Insel besuche ich wieder.
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