Bislang hatte ich Curling nur im Fernsehen wahrgenommen. Aber bei einem Benefiz-Turnier hatte ich jetzt in Toronto Gelegenheit, mich einmal selbst am "Eis-Schach" zu versuchen.
Auch in Kanada ist es ja gar nicht einfach, als Aussenstehender "mal eben so" ein wenig Curling zu spielen. In vielen Eishallen sind die Eiszeiten schon lange im Voraus an diverse Freizeit-
Ligen vergeben. Daher stiess es auf reges Interesse, dass der Royal Canadian Curling Club im Rahmen einer Spendenaktion zugunsten einer wohltätigen Organisation seine Tore für Curling-Anfänger und Freizeitspieler öffnete.
Als blutiger Anfänger habe ich gerne eine Spende abgedrückt, um eine Lektion ("Clinic") Curling zu erleben. Erste Erkenntnis: Auf dem Eis kann es ganz schön glatt sein, insbesondere, wenn man an einem seiner Schuhe eine temporäre Schuhsohle ohne Profil ("Slider") trägt.
Daher drehten sich die ersten Übungen um Gleichgewicht und um das Verlagern des Körperschwerpunktes zwischen dem Gleit-Fuss und dem Standbein. Wer das gut beherrscht, kann sich später auch seitwärts so schnell fortbewegen, dass er mit dem Tempo des Spielsteins mithalten und mit dem Besen wischen kann, ohne dabei über die eigenen Beine zu stolpern.
Für Anfänger reicht es aber zunächst völlig aus, wenn sie zum Werfen des Spielsteins ihren Körperschwerpunkt auf den Gleit-Fuss verlagern und sich mit Selbstvertrauen vom Startblock abstossen können. Die Steine sind nämlich bis zu 20 Kilo schwer, und wie weit sie gleiten,
hängt in erster Linie davon ab, mit wieviel Schwung der Spieler über das Eis rutscht.
Ich bin nun keinesfalls auf dem Eis zu Hause, aber zumindest diesen Teil der Übung hatte ich nach drei Versuchen im Griff. Ausserdem hat man zur Not ja noch den Besen als Balance-Hilfe.
Neben dem unfallfreien Aufenthalt auf dem Eis besteht das Ziel beim Curling ja darin, am Ende eines Durchganges so viele Steine wie möglich dichter an der Zielmarkierung zu haben als die gegnerische Mannschaft. Wie sich schnell herausstellte, ist es gar nicht so einfach, überhaupt den Zielkreis zu treffen. Die meisten unserer Steine schossen entweder übers Ziel hinaus oder gerieten so kurz, dass sie direkt aus dem Spiel genommen wurden. Einige Spieler hatten es andererseits richtig "drauf."
Da landeten schon mal alle Steine am oder im Haus, und die Mannschaften schossen gezielt gegnerische Steine an, um sie wieder aus dem Haus oder einfach nur aus dem Weg zu schubsen. Für solche Manöver fehlte den meisten Anfängern zwar schlichtweg das nötige Zielwasser, aber weniger Spass hatten sie deshalb trotzdem nicht.
Fazit: Die scheinbare Leichtigkeit, mit der die professionellen Curling-Spieler auf dem Eis agieren, nötigt mir jetzt noch viel mehr Respekt ab. Andererseits finde ich es aber auch erstaunlich, wie schnell man als Anfänger lernen und mitspielen kann. Eine tolle Erfahrung.
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