Warum für ein Kind die Welt davon abhängen kann, ob es einen roten oder einen blauen Pullover trägt, erklärt eine wunderbare kanadische Kurzgeschichte.
"Die Winter meiner Kindheit waren lang, sehr lang. Wir lebten an drei Orten: Der Schule, der Kirche und der Eisbahn."
So beginnt Roch Carriers legendäre Kurzgeschichte The Hockey Sweater (Le chandail de hockey) aus dem Jahre 1979. Die Geschichte dreht sich um einen kleinen Jungen aus Quebec, der wie alle seine Schulkameraden einen grossen Traum hat: So Hockey spielen zu können wie die #9 der Montreal Canadiens.
Tag für Tag streifen sich die Jungs nach der Schule ihre roten Montreal-Sweater mit aufgenähter Nummer 9 über und üben, was das Zeug hält. Doch dann entscheidet die Mutter des Helden, beim Warenhaus einen Ersatz für den ramponierten Pullover ihres Sohnes zu bestellen. Wer beschreibt sein Entsetzen, als in dem Paket kein roter Montreal-Sweater liegt, sondern ein blauer mit dem Emblem der verhassten
Toronto Maple Leafs aus der Nachbarprovinz Ontario? Wie soll der Junge nur seiner Mutter klarmachen, dass er sich in einem blauen Sweater nirgendwo sehen lassen kann? Wie erklären, dass ihm das mütterliche Argument "Aber der passt doch wie angegossen" überhaupt nicht weiterhilft?!
Wir können heute nicht genau sagen, wieviele kanadische Mütter durch dieses kleine Buch davon abgehalten wurden, ihren Kindern Kleidungsstücke in falscher Farbe zu kaufen. Sicher ist aber, dass die Geschichte vom "Hockey-Sweater" inzwischen in der kanadischen Volksseele verwurzelt ist. Und zwar so tief, dass Hockey spielende Kinder und ein Zitat aus dem Buch zehn Jahre lang auf der Rückseite des kanadischen 5-Dollar-Scheines zu sehen waren.
[Mein herzlicher Dank an P für die Inspiration!]
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