Wenn sich der Winter zurückmeldet, wird es auch in der Stadt schnell ungemütlich. Trotzdem begegnen einem selbst bei Minus-Temperaturen immer wieder Leute in dünnem Zwirn, denen die Kälte nichts anzuhaben scheint. Was ist ist deren Geheimnis?
Vielleicht sind sie total abgehärtet. Vielleicht kennen sie keinen Schmerz. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sich diese Leute einfach gut in Torontos unterirdischem Wegenetz auskennen. Das Schlüsselwort heisst PATH.
Torontos PATH-Netzwerk verbindet mehr als 50 Gebäudekomplexe in der Innenstadt über ein Tunnelsystem von insgesamt 30 Kilometern Länge.
Jeder kann dieses Wegenetz benutzen und so bei miesem Winterwetter trockenen (und warmen) Fusses von A nach B kommen. Aber auch an besonders heissen Sommertagen kann ein Trip durch die Unterwelt eine sehr praktische Alternative sein.
Sich zurechtzufinden erfordert allerdings etwas Übung. Zahlreiche Wegweiser helfen einem zwar weiter, aber anfangs geht man zur Orientierung doch hin und wieder an die Oberfläche. Es ist manchmal ein lustiges Aha-Erlebnis, wenn man unverhofft an der Rezeption eines Nobelhotels oder in der Lobby eines Technologie-Konzerns "herauskommt".
Die Anfänge des PATH-Systems gehen bis 1900 zurück. Damals begann der Warenhauskonzern Eaton, seine Geschäfte mit Tunneln zu verbinden. Mit der Eröffnung des Bahnhofs Union-Station kamen 1927 weitere Tunnel hinzu. Aber erst in den Siebzigern entwickelte sich die Idee für ein echtes Netzwerk.
Heute ist das Tunnelsystem auch eine Einkaufszeile mit etwa 1200 kleinen und grossen Geschäften. Diese veranstalten einmal jährlich den (nach eigenen Angaben) grössten unterirdischen Strassen-Basar der Welt. Einheimische und Touristen machen dort ganz legal "Geschäfte mit der Unterwelt".
Und das kann schliesslich nicht jeder von sich behaupten.
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